Wir alle kennen diesen Moment:
Ein unangenehmes Gefühl steigt in dir hoch. Vielleicht ein Druck in der Brust, ein Kloß im Hals, eine innere Unruhe. Und bevor du bewusst darüber nachdenken kannst, hast du schon nach deinem Handy gegriffen, arbeitest weiter, gehst zum Kühlschrank oder fängst an, hektisch aufzuräumen.
Gefühle fühlen?
Nein danke.
Zumindest nicht jetzt.
Wir sind Meister darin, uns abzulenken – und das liegt nicht daran, dass wir „schwach“ sind.
Es liegt daran, dass unser Nervensystem über Jahre gelernt hat, dass bestimmte Gefühle gefährlich, unbequem oder überfordernd sind. Wir haben Strategien entwickelt, die uns schützen sollten. Doch heute kosten sie uns oft genau das, was wir eigentlich wollen: innere Ruhe, echte Nähe, Klarheit und Stabilität.
Erfahre jetzt, wie du lernen kannst, deine Gefühle wirklich zu fühlen, mit ihnen umzugehen – und vorallem, warum das so wichtig ist.
Gefühle verschwinden nicht, weil du sie ignorierst.
Sie bleiben.
Sie stauen sich an.
Sie treten später in anderer Form wieder auf:
Gereiztheit
Schlafprobleme
emotionale Taubheit
Rückzug
Unruhe
Angst
körperliche Symptome
Beziehungsprobleme
Dein System schreit nach Entladung – aber du lässt sie nicht zu.
Und so drehen sich viele Menschen jahrelang im Kreis, ohne zu verstehen, dass nicht die Gefühle das Problem sind, sondern das Nicht-Fühlen.
Doomscrolling fühlt sich nach Entspannung an – aber biologisch passiert genau das Gegenteil. Der Grund dafür ist ziemlich simpel:
Du trainierst dein Gehirn auf eine permanente, künstliche Dopamin-Schleife.
Jeder neue Reiz, jedes neue Video, jeder neue Post → ein kleiner Dopamin-Peak.
Diese Peaks sind kurz, unbefriedigend und völlig bedeutungslos.
Dein Gehirn gewöhnt sich daran – und will immer mehr davon.
Das Problem?
Dopamin steigt – aber dein Wohlbefinden sinkt.
Kurze Dopamin-Hits erzeugen keine echte Zufriedenheit.
Im Gegenteil:
Sie senken deine Fähigkeit, Freude an echten Dingen zu empfinden.
Du wirst reizüberflutet, aber innerlich leerer.
Doomscrolling blockiert emotionales Fühlen.
Dein Nervensystem nutzt Social Media wie ein Betäubungsmittel.
Es verhindert, dass du dich spürst.
Wissenschaftlich betrachtet:
Dopamin verdrängt nicht Gefühle – aber es übertönt sie.
Du bist stimuliert, aber nicht verbunden.
Dein Stresslevel bleibt hoch.
Das Gehirn verarbeitet negative Inhalte stärker als positive (Negativity Bias).
Und in deinem Feed?
80 % sind Drama, Krisen, Empörung, Konflikte.
Dein System bleibt im Alarmmodus.
Du scrollst – aber entspannst dich nicht.
Dein Körper denkt, du wärst in Gefahr.
Du löst keine Emotionen – du verschiebst sie.
Alles, was du vorher nicht fühlen wolltest, kommt später verstärkt zurück:
Erschöpfung
innere Unruhe
Traurigkeit
Überforderung
Reizbarkeit
Das liegt nicht daran, dass etwas „falsch“ mit dir ist.
Sondern daran, dass du Gefühle mit Dopamin ersetzt.
Und genau das macht dich langfristig instabil.
Wenn etwas wehtut, fängt dein Kopf an zu rattern:
„Warum passiert mir das immer?“
„Was hätte ich anders machen können?“
„Vielleicht liegt es daran, dass…“
Gedanken geben dir die Illusion von Kontrolle.
Aber keine Menge an Denken löst eine Emotion.
Du kannst Angst nicht wegdenken.
Du kannst Traurigkeit nicht wegargumentieren.
Im Gegenteil:
Je mehr du denkst, desto weiter entfernst du dich vom Fühlen. Und desto lauter wird die innere Unruhe.
Manche Menschen lassen sich auf volle Terminkalender, Arbeit, Haushalt, Sport oder To-do-Listen ein, bis kaum noch Sauerstoff für echte Emotionen bleibt.
Dieses permanente „Ich muss noch…“ ist keine Disziplin — es ist Selbstschutz.
Denn wenn du still wirst, wirst du fühlbar.
Und das ist für viele die größte Bedrohung.
Es geht nicht darum, dass Essen schlecht ist. Oder Shoppen. Oder Serien.
Es geht darum, warum wir es tun.
Wenn du merkst, dass du impulsiv zu Dingen greifst, um dieses unangenehme Kribbeln, diese Leere oder dieses Chaos nicht spüren zu müssen, dann nutzt du etwas Äußeres, um etwas Inneres zu regulieren.
Kurzfristig wirkt es.
Langfristig kostet es dich emotionale Stärke, Selbstverbundenheit und Klarheit.
Viele Menschen bekommen Antidepressiva verschrieben, obwohl sie nie gelernt haben, ihre Gefühle wirklich zu fühlen. Und genau hier entsteht ein massives Missverständnis – sowohl in der Gesellschaft als auch im Therapiesystem.
Antidepressiva sind nicht grundsätzlich schlecht.
Sie retten Leben. Sie stabilisieren Menschen, die in einer akuten, schweren Depression feststecken.
Doch das Problem liegt woanders:
Sie werden viel zu oft und viel zu früh eingesetzt – als Ersatz für emotionales Fühlen.
Was dabei passiert?
Antidepressiva nehmen emotionale Spitzen und Täler weg.
Das bedeutet:
Du fühlst weniger Schmerz – aber eben auch weniger Freude. Viele Menschen beschreiben es so, als wären sie von sich selbst „abgekapselt“ oder würden hinter einer Glaswand leben. Die Welt ist noch da, aber sie kommt nicht mehr wirklich bei ihnen an.
Und genau das macht es langfristig so gefährlich.
Das heißt:
Alles, was du nicht fühlst, bleibt trotzdem in dir.
Wenn die Medikamente später abgesetzt werden, kommen viele Gefühle zurück – oft sogar stärker. Nicht weil die Depression schlimmer geworden wäre, sondern weil das Nervensystem nie gelernt hat, mit Emotionen umzugehen.
Antidepressiva können ein letztes Mittel sein.
Aber sie dürfen niemals der erste Versuch sein, Gefühle auszuschalten.
Denn echte Heilung entsteht nicht durch Betäubung.
Sie entsteht durch Verbindung.
Durch Fühlen.
Durch Auseinandersetzung.
Und vor allem durch das Wiederherstellen des Zugangs zu sich selbst.
Nicht bewerten.
Nicht wegdrücken.
Nur kurz anhalten.
Dieses Innehalten ist der erste Schritt zurück zu dir.
Gefühle sind nicht im Kopf – sie sind im Körper.
Frag dich:
Wo spüre ich gerade etwas?
Ist es Druck? Wärme? Kälte? Ziehen? Stechen?
Wird es stärker, wenn ich hinspüre?
Diese Körperwahrnehmung ist der direkte Zugang zum Gefühl.
„Ich fühle Angst.“
„Ich fühle Traurigkeit.“
„Ich fühle Wut.“
Nicht:
„Ich bin traurig.“
Das nimmt Druck raus und schafft Distanz.
Das Gefühl darf da sein.
Auch wenn es unangenehm ist.
Auch wenn du es nicht magst.
Erlauben ist echte Selbstliebe.
Jedes Gefühl bewegt sich in einer Welle.
Es steigt auf, erreicht einen Peak und ebbt wieder ab.
Wenn du nicht eingreifst, dauert das oft nur 60–90 Sekunden.
Gefühle sind wie Briefe deiner Psyche.
Erst wenn du sie geöffnet hast, kannst du die Botschaft lesen:
brauche ich Sicherheit?
brauche ich Ruhe?
brauche ich Nähe?
brauche ich Grenzen?
brauche ich Entlastung?
brauche ich Kontakt?
Fühlen führt immer zu Klarheit.
Wir leben in einer Welt voller Ablenkung, Betäubung und Dauerbeschäftigung.
Doch der Weg zur emotionalen Gesundheit führt nicht nach außen – sondern nach innen.
Wenn du deine Gefühle nicht mehr übergehst, passieren automatisch Dinge in deinen Beziehungen:
Du wirst stabiler und ruhiger.
Du explodierst nicht mehr so schnell.
Du ziehst dich nicht mehr so leicht zurück.
Du kannst klarer kommunizieren, was du brauchst.
Du erkennst deine Trigger früher.
Du wirst weniger abhängig von der Reaktion anderer.
Du wirst offener und authentischer.
Du wirst beziehungsfähiger.
Gefühle fühlen macht dich nicht verwundbar.
Es macht dich bewusst.
Und Bewusstsein macht dich frei.
Wenn du dir Unterstützung wünschst, dann reserviere dir gerne jederzeit ein Erstgespräch bei mir und meinem Team.
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Zuletzt aktualisiert am 9. Dezember 2025 von Jens Hermes