Mal ehrlich: Was an dir ist wirklich deine eigene Persönlichkeit und was sind Verhaltensmuster, die du durch Prägungen und Erfahrungen übernommen hast?
Sich diese Frage zu stellen, ist entscheidend wichtig. Prägungen, vorallem aus unserer Kindheit beeinflussen unser Dasein stark und überschatten unsere ursprüngliche Persönlichkeit.
Daher möchte ich heute über folgendes sprechen:
Wahre Persönlichkeit bedeutet, dass du dich so zeigst, wie du wirklich bist – ohne Masken und ohne Verstellung. Deine Handlungen, Gedanken und Gefühle stimmen überein und spiegeln deine innere Wahrheit wider. Ein Mensch, der seine wahre Persönlichkeit lebt, handelt im Einklang mit seinen Werten, Überzeugungen und Gefühlen. Diese Authentizität fühlt sich echt und stimmig an, und Menschen, die ihre wahre Persönlichkeit leben, wirken oft selbstbewusst und zufrieden.
Prägungen sind Verhaltensmuster und Reaktionen, die durch äußere Einflüsse und Erfahrungen in der Vergangenheit entstanden sind. Diese können aus der Kindheit, Jugend oder sogar aus früheren Beziehungen stammen. Prägungen entstehen oft unbewusst und können unsere Persönlichkeit stark beeinflussen, ohne dass wir es merken.
Prägungen beeinflussen uns auf vielen Ebenen und können dazu führen, dass wir uns unbewusst anpassen, um uns sicherer oder akzeptierter zu fühlen. Diese Verhaltensmuster sind jedoch oft nicht Ausdruck unserer wahren Persönlichkeit, sondern Schutzmechanismen, die wir im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Erklärung am Beispiel: People Pleaser
Ein klassisches Beispiel ist der People Pleaser. Diese Menschen haben oft in ihrer Kindheit gelernt, dass sie nur geliebt oder akzeptiert werden, wenn sie es allen recht machen. Obwohl sie vielleicht ein großes Herz haben, ist dieser Drang, immer allen gefallen zu müssen, nicht Teil ihrer echten Persönlichkeit. Es ist ein Verhalten, das durch die Angst vor Ablehnung und Kritik geprägt wurde.
Prägungen haben auch einen großen Einfluss darauf, wie wir mit Konflikten umgehen. Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben: Wenn es in meiner Partnerschaft zu Schwierigkeiten kommt, merke ich, dass ich dazu tendiere, mich zurückzuziehen. Dieses Verhalten habe ich von meinen Eltern übernommen, die Konflikten oft aus dem Weg gegangen sind. Doch das Bewusstsein darüber gibt mir die Möglichkeit, aktiv andere Wege zu wählen. Es hilft mir, schwierige Gespräche zu führen, selbst wenn es mir nicht leichtfällt.
Auch unsere emotionalen Reaktionen sind häufig das Ergebnis von Prägungen. Wenn du zum Beispiel gelernt hast, dass Wut etwas Negatives ist und zu Konflikten führt, könntest du als Erwachsener Schwierigkeiten haben, deine Wut auf gesunde Weise auszudrücken. Stattdessen könntest du Wut strategisch unterdrücken, was wiederum zu innerem Stress und Unzufriedenheit führt. Viele Kinder lernen auch von klein auf, dass Weinen nichts gutes ist – es wird ihnen gesagt: Hör auf zu weinen, das ist kein Grund zum Weinen etc. Damit lernen sie, dass sie Trauer nicht in Form von Tränen ausdrücken dürfen, wodurch sie evtl. als Erwachsene generell schwieriger mit Trauer als Emotion umgehen können.
die Art und Weise, wie wir kommunizieren, ist stark von unseren Eltern und unserer Kindheit geprägt. Wenn du beispielsweise Eltern hattest, die häufig cholerisch reagieren, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass du ähnliche Verhaltensmuster übernommen hast. Dies könnte sich darin äußern, dass du selbst dazu neigst, schnell wütend zu werden und laut zu werden, wenn du dich frustriert oder missverstanden fühlst. Alternativ könntest du auch genau das Gegenteil gelernt haben. Wenn wir mitbekommen, dass eines unserer Elternteile nie seine Wünsche und Bedürfnisse äußert, und sehr vermeidend bzw. zurückhaltend kommuniziert, kann es gut sein, dass du dies übernommen hast.
Ein wesentlicher Bereich, in dem Prägungen eine Rolle spielen, ist unser Beziehungs- und Bindungsstil.
Ein sicherer Bindungsstil zeichnet sich durch Vertrauen und emotionale Stabilität aus. Menschen mit diesem Stil haben ein gesundes Selbstwertgefühl und können sowohl Nähe zulassen als auch autonom sein. Sie haben in der Regel positive Erfahrungen in ihren frühen Beziehungen gemacht, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt haben.
Menschen mit einem unsicher-ängstlichen Bindungsstil haben oft eine tiefe Angst vor Verlust und Zurückweisung. Diese Angst kann aus frühen Erfahrungen von Vernachlässigung oder inkonsistenter Zuwendung resultieren. Oftmals fehlt ihnen Urvertrauen. Sie neigen dazu, übermäßig abhängig von ihren Partnern zu sein und brauchen ständige Bestätigung und Nähe, um sich sicher zu fühlen.
Personen mit einem vermeidenden Bindungsstil haben oft Schwierigkeiten, emotionale Nähe zuzulassen. Sie wirken oft unabhängig und distanziert, weil sie gelernt haben, dass sie sich auf andere nicht verlassen können. Diese Prägung kann aus Erfahrungen resultieren, in denen ihre emotionalen Bedürfnisse nicht erfüllt wurden oder in denen sie negative Konsequenzen erlebten, wenn sie Nähe suchten.
Es ist faszinierend, wie oft wir Partner wählen, die unseren Eltern ähneln. Unsere Eltern oder primären Bezugspersonen sind die ersten, die uns zeigen, was Liebe und Beziehung bedeuten. Wir beobachten ihre Interaktionen, ihre Art zu kommunizieren und wie sie Konflikte lösen. Diese frühen Erfahrungen formen unser grundlegendes Verständnis davon, wie eine Beziehung funktioniert. Wenn wir als Erwachsene ähnliche Verhaltensweisen bei anderen Menschen sehen, fühlen wir uns automatisch angezogen. Vertrautheit gibt uns ein Gefühl von Sicherheit, selbst wenn die Muster, die wir wiederholen, schädlich sind.
Wenn diese Erfahrungen positiv sind, entwickeln wir ein gesundes Bild von Beziehungen. Wenn sie jedoch negativ sind, können sie uns in eine Endlosschleife dysfunktionaler Beziehungsdynamiken führen.
Erkenne deine Prägungen
Der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu deiner echten Persönlichkeit ist das Bewusstsein. Du musst erkennen, welche Teile deiner Persönlichkeit durch äußere Einflüsse geformt wurden und welche wirklich zu dir gehören. Frage dich:
Hinterfrage Gefühle und Reaktionen
Ein guter Indikator für Prägungen sind deine emotionalen Reaktionen. Wenn du beispielsweise in bestimmten Situationen immer wieder Angst oder Wut empfindest, kann dies auf eine tiefer liegende Prägung hinweisen. Frage dich in solchen Momenten:
Ändere Verhaltensmuster bewusst
Sobald du dir deiner Prägungen bewusst bist, kannst du beginnen, deine Verhaltensmuster aktiv zu ändern. Das ist oft nicht einfach und erfordert viel Übung und Geduld. Hier sind einige Tipps, wie du das angehen kannst:
Stell dir vor, es gäbe keine Regeln und niemand würde zuschauen. Was würdest du tun? Diese Frage kann dir helfen, Entscheidungen zu treffen, die deiner echten Persönlichkeit entsprechen, und nicht den Prägungen, die du erfahren hast.
Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Welche Ziele möchtest du erreichen? Diese Klarheit hilft dir, Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit deinem wahren Selbst stehen.
Jetzt weißt du, wie du den Unterschied zwischen deiner Persönlichkeit und den Prägungen aus deiner Vergangenheit bzw. dem inneren Kind erkennen kannst. Durch Selbstreflexion und bewusste Veränderung kannst du lernen, authentischer zu leben und gesündere Beziehungen zu führen.
Trau dich, deinen eigenen Weg zu gehen und entdecke, wer du wirklich bist!
PS: Es kann hilfreich sein, sich professionelle Unterstützung durch Coaching oder Therapie zu holen.
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