13. Juni 2024

Inneres Kind in Beziehungen

Mal ehrlich: Was an dir ist wirklich deine eigene Persönlichkeit und was sind Verhaltensmuster, die du durch Prägungen und Erfahrungen übernommen hast?

Sich diese Frage zu stellen, ist entscheidend wichtig. Prägungen, vorallem aus unserer Kindheit beeinflussen unser Dasein stark und überschatten unsere ursprüngliche Persönlichkeit.

Daher möchte ich heute über folgendes sprechen:

  • Woran merke ich, wann die Prägung/ das innere Kind übernimmt und nicht meine eigene Persönlichkeit?
  • Wie genau beeinflusst meine Prägung/ das innere Kind mein Leben?
  • Wie kann ich negative Prägungen auflösen und wieder mehr nach meiner Persönlichkeit handeln?

 

Persönlichkeit oder Prägung?

Was bedeutet wahre Persönlichkeit?

Wahre Persönlichkeit bedeutet, dass du dich so zeigst, wie du wirklich bist – ohne Masken und ohne Verstellung. Deine Handlungen, Gedanken und Gefühle stimmen überein und spiegeln deine innere Wahrheit wider. Ein Mensch, der seine wahre Persönlichkeit lebt, handelt im Einklang mit seinen Werten, Überzeugungen und Gefühlen. Diese Authentizität fühlt sich echt und stimmig an, und Menschen, die ihre wahre Persönlichkeit leben, wirken oft selbstbewusst und zufrieden.

Was sind Prägungen?

Prägungen sind Verhaltensmuster und Reaktionen, die durch äußere Einflüsse und Erfahrungen in der Vergangenheit entstanden sind. Diese können aus der Kindheit, Jugend oder sogar aus früheren Beziehungen stammen. Prägungen entstehen oft unbewusst und können unsere Persönlichkeit stark beeinflussen, ohne dass wir es merken.

Beispiele für Prägungen:
  • Häufige Kritik in der Kindheit kann zu einem geringen Selbstwertgefühl führen
  • Mobbing in der Schule kann dazu führen, dass man sich als Erwachsener oft unsicher und defensiv verhält
  • Eine frühe Trennung von der Mutter kann sich später zu Verlustangst entwickeln

SO beeinflussen Prägungen

Prägungen beeinflussen uns auf vielen Ebenen und können dazu führen, dass wir uns unbewusst anpassen, um uns sicherer oder akzeptierter zu fühlen. Diese Verhaltensmuster sind jedoch oft nicht Ausdruck unserer wahren Persönlichkeit, sondern Schutzmechanismen, die wir im Laufe der Zeit entwickelt haben.

Erklärung am Beispiel: People Pleaser

Ein klassisches Beispiel ist der People Pleaser. Diese Menschen haben oft in ihrer Kindheit gelernt, dass sie nur geliebt oder akzeptiert werden, wenn sie es allen recht machen. Obwohl sie vielleicht ein großes Herz haben, ist dieser Drang, immer allen gefallen zu müssen, nicht Teil ihrer echten Persönlichkeit. Es ist ein Verhalten, das durch die Angst vor Ablehnung und Kritik geprägt wurde.

Umgang mit Konflikten

Prägungen haben auch einen großen Einfluss darauf, wie wir mit Konflikten umgehen. Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben: Wenn es in meiner Partnerschaft zu Schwierigkeiten kommt, merke ich, dass ich dazu tendiere, mich zurückzuziehen. Dieses Verhalten habe ich von meinen Eltern übernommen, die Konflikten oft aus dem Weg gegangen sind. Doch das Bewusstsein darüber gibt mir die Möglichkeit, aktiv andere Wege zu wählen. Es hilft mir, schwierige Gespräche zu führen, selbst wenn es mir nicht leichtfällt.

Emotionale Reaktionen

Auch unsere emotionalen Reaktionen sind häufig das Ergebnis von Prägungen. Wenn du zum Beispiel gelernt hast, dass Wut etwas Negatives ist und zu Konflikten führt, könntest du als Erwachsener Schwierigkeiten haben, deine Wut auf gesunde Weise auszudrücken. Stattdessen könntest du Wut strategisch unterdrücken, was wiederum zu innerem Stress und Unzufriedenheit führt. Viele Kinder lernen auch von klein auf, dass Weinen nichts gutes ist – es wird ihnen gesagt: Hör auf zu weinen, das ist kein Grund zum Weinen etc. Damit lernen sie, dass sie Trauer nicht in Form von Tränen ausdrücken dürfen, wodurch sie evtl. als Erwachsene generell schwieriger mit Trauer als Emotion umgehen können.

Kommunikation

die Art und Weise, wie wir kommunizieren, ist stark von unseren Eltern und unserer Kindheit geprägt. Wenn du beispielsweise Eltern hattest, die häufig cholerisch reagieren, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass du ähnliche Verhaltensmuster übernommen hast. Dies könnte sich darin äußern, dass du selbst dazu neigst, schnell wütend zu werden und laut zu werden, wenn du dich frustriert oder missverstanden fühlst. Alternativ könntest du auch genau das Gegenteil gelernt haben. Wenn wir mitbekommen, dass eines unserer Elternteile nie seine Wünsche und Bedürfnisse äußert, und sehr vermeidend bzw. zurückhaltend kommuniziert, kann es gut sein, dass du dies übernommen hast.

Woher kommt der Bindungstyp?

Ein wesentlicher Bereich, in dem Prägungen eine Rolle spielen, ist unser Beziehungs- und Bindungsstil.

Der sichere Bindungsstil

Ein sicherer Bindungsstil zeichnet sich durch Vertrauen und emotionale Stabilität aus. Menschen mit diesem Stil haben ein gesundes Selbstwertgefühl und können sowohl Nähe zulassen als auch autonom sein. Sie haben in der Regel positive Erfahrungen in ihren frühen Beziehungen gemacht, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt haben.

Der unsicher-ängstliche Bindungsstil

Menschen mit einem unsicher-ängstlichen Bindungsstil haben oft eine tiefe Angst vor Verlust und Zurückweisung. Diese Angst kann aus frühen Erfahrungen von Vernachlässigung oder inkonsistenter Zuwendung resultieren. Oftmals fehlt ihnen Urvertrauen. Sie neigen dazu, übermäßig abhängig von ihren Partnern zu sein und brauchen ständige Bestätigung und Nähe, um sich sicher zu fühlen.

Der vermeidende Bindungsstil

Personen mit einem vermeidenden Bindungsstil haben oft Schwierigkeiten, emotionale Nähe zuzulassen. Sie wirken oft unabhängig und distanziert, weil sie gelernt haben, dass sie sich auf andere nicht verlassen können. Diese Prägung kann aus Erfahrungen resultieren, in denen ihre emotionalen Bedürfnisse nicht erfüllt wurden oder in denen sie negative Konsequenzen erlebten, wenn sie Nähe suchten.

Das innere Kind wählt den Partner

Es ist faszinierend, wie oft wir Partner wählen, die unseren Eltern ähneln. Unsere Eltern oder primären Bezugspersonen sind die ersten, die uns zeigen, was Liebe und Beziehung bedeuten. Wir beobachten ihre Interaktionen, ihre Art zu kommunizieren und wie sie Konflikte lösen. Diese frühen Erfahrungen formen unser grundlegendes Verständnis davon, wie eine Beziehung funktioniert. Wenn wir als Erwachsene ähnliche Verhaltensweisen bei anderen Menschen sehen, fühlen wir uns automatisch angezogen. Vertrautheit gibt uns ein Gefühl von Sicherheit, selbst wenn die Muster, die wir wiederholen, schädlich sind.

Wenn diese Erfahrungen positiv sind, entwickeln wir ein gesundes Bild von Beziehungen. Wenn sie jedoch negativ sind, können sie uns in eine Endlosschleife dysfunktionaler Beziehungsdynamiken führen.

Übernimm das Steuer!

1. Schaffe Bewusstsein!

Erkenne deine Prägungen

Der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu deiner echten Persönlichkeit ist das Bewusstsein. Du musst erkennen, welche Teile deiner Persönlichkeit durch äußere Einflüsse geformt wurden und welche wirklich zu dir gehören. Frage dich:

  • Welche Verhaltensmuster habe ich von meinen Eltern übernommen?
  • Welche Ängste und Unsicherheiten begleiten mich seit meiner Kindheit?
  • Welche wiederkehrenden Konflikte habe ich in meinen Beziehungen?

 

Hinterfrage Gefühle und Reaktionen

Ein guter Indikator für Prägungen sind deine emotionalen Reaktionen. Wenn du beispielsweise in bestimmten Situationen immer wieder Angst oder Wut empfindest, kann dies auf eine tiefer liegende Prägung hinweisen. Frage dich in solchen Momenten:

  • Warum reagiere ich so stark auf diese Situation?
  • Ist meine Reaktion wirklich angemessen oder übertrieben?
  • Gibt es eine wiederkehrende Situation in meiner Vergangenheit, die ähnliche Gefühle hervorgerufen hat?

 

2. Gehe neue Wege!

Ändere Verhaltensmuster bewusst

Sobald du dir deiner Prägungen bewusst bist, kannst du beginnen, deine Verhaltensmuster aktiv zu ändern. Das ist oft nicht einfach und erfordert viel Übung und Geduld. Hier sind einige Tipps, wie du das angehen kannst:

  • Arbeite an deinen Glaubenssätzen: Viele unserer Verhaltensmuster basieren auf tief verwurzelten Glaubenssätzen. Hinterfrage diese regelmäßig und ersetze sie durch positive und förderliche Überzeugungen. Dies kann dir helfen, neue Verhaltensweisen leichter zu übernehmen.
  • Übe neue Verhaltensweisen: Wenn du weißt, dass du in bestimmten Situationen immer gleich reagierst, übe bewusst eine neue Reaktion ein. Zum Beispiel: Anstatt sofort wütend zu werden, versuche, tief durchzuatmen und ruhig zu bleiben.
  • Reflektiere regelmäßig: Nimm dir täglich Zeit, um über deine Handlungen und Reaktionen nachzudenken. Notiere dir, was gut gelaufen ist und wo du noch Verbesserungspotenzial siehst.

 

3. Lebe deine Persönlichkeit!

Stell dir vor, es gäbe keine Regeln und niemand würde zuschauen. Was würdest du tun? Diese Frage kann dir helfen, Entscheidungen zu treffen, die deiner echten Persönlichkeit entsprechen, und nicht den Prägungen, die du erfahren hast.

Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Welche Ziele möchtest du erreichen? Diese Klarheit hilft dir, Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit deinem wahren Selbst stehen.

  • Werte definieren: Nimm dir Zeit, um zu überlegen, welche Werte für dich am wichtigsten sind. Das können Dinge sein wie Ehrlichkeit, Freiheit, Mitgefühl oder Kreativität.
  • Ziele setzen: Definiere klare, konkrete Ziele, die du erreichen möchtest. Achte darauf, dass diese Ziele wirklich deinen eigenen Wünschen entsprechen und nicht den Erwartungen anderer.

Für gesündere Beziehungen!

Jetzt weißt du, wie du den Unterschied zwischen deiner Persönlichkeit und den Prägungen aus deiner Vergangenheit bzw. dem inneren Kind erkennen kannst. Durch Selbstreflexion und bewusste Veränderung kannst du lernen, authentischer zu leben und gesündere Beziehungen zu führen.

Trau dich, deinen eigenen Weg zu gehen und entdecke, wer du wirklich bist!

PS: Es kann hilfreich sein, sich professionelle Unterstützung durch Coaching oder Therapie zu holen.

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