13. Januar 2025

Trennung mit Kindern

Trennungen sind selten einfach. Sie bringen emotionale, organisatorische und oft auch finanzielle Herausforderungen mit sich.

Doch wenn Kinder im Spiel sind, wird die Situation noch komplexer. Denn neben den eigenen Gefühlen und Entscheidungen müssen Eltern auch die Bedürfnisse und das Wohlbefinden ihrer Kinder berücksichtigen. Kinder erleben eine Trennung ihrer Eltern oft als einschneidendes Ereignis, das Unsicherheit, Ängste und Loyalitätskonflikte auslösen kann.

Die Frage ist: Wie können Eltern diese schwierige Zeit gestalten, um ihren Kindern so viel Stabilität und Sicherheit wie möglich zu bieten? Und wie lassen sich die Herausforderungen einer Trennung so bewältigen, dass Kinder langfristig gestärkt daraus hervorgehen?

Genau darauf gehe ich heute ein – ich hatte Marion Weiner, von der Organisation ‚Rainbows‘  zu Gast.

 

Was sind die Herausforderungen für Kinder bei Trennungen?

Verlust von Geborgenheit und Zusammenhalt

Wenn Eltern sich trennen, bedeutet das für Kinder oft einen großen Verlust. Die vertraute Geborgenheit und das Gefühl von Zusammenhalt, das sie bisher kannten, gehen verloren. Gerade jüngere Kinder verstehen oft nicht, warum die Eltern sich trennen, und glauben häufig sogar, dass sie selbst schuld daran sind. Diese Schuldgefühle können schwerwiegende Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl haben.

Schwierigkeiten beim Umgang mit Gefühlen

Kinder müssen erst lernen, ihre Gefühle zu erkennen und auszudrücken. Das ist oft schwierig, denn viele Gefühle wie Wut oder Trauer werden von der Gesellschaft nicht gerne gesehen. Hier setzt die Organisation Rainbows an: Mit spielerischen Methoden, Geschichten und kreativen Ausdrucksformen wird Kindern geholfen, ihre Gefühle zu verarbeiten. „Jedes ausgedrückte Gefühl ist ein Schritt in Richtung Verarbeitung“, sagt Marion Weiner.

Loyalitätskonflikte

Ein weiteres Problem ist der Loyalitätskonflikt. Viele Kinder wissen nicht, ob sie ihre Freude über ein Papa-Wochenende zeigen dürfen, ohne Mama zu verletzen – oder umgekehrt. Diese inneren Kämpfe belasten die emotionale Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder stark.

Wie kann ich mein Kind in einer Trennungsphase unterstützen?

Offene Kommunikation auf Augenhöhe

Es ist entscheidend, dass Kinder wissen, dass sie ihre Gefühle äußern dürfen, ohne Angst vor Ablehnung zu haben. Eltern können das Gespräch aktiv suchen und schwierige Themen behutsam ansprechen. Zum Beispiel: „Manche Kinder denken, sie müssen sich zwischen Mama und Papa entscheiden. Aber das ist nicht so. Wir lieben dich beide und bleiben immer deine Eltern.“

Verantwortung übernehmen

Kinder dürfen nicht das Gefühl bekommen, für die Konflikte der Eltern verantwortlich zu sein. Eltern sollten klare Verantwortung übernehmen und Schuldgefühle vermeiden. Das bedeutet auch, respektvoll miteinander umzugehen und den anderen Elternteil nicht schlechtzumachen.

Förderung der Resilienz

Kinder können lernen, mit Herausforderungen umzugehen, wenn sie positive Strategien an die Hand bekommen. Hier hilft es, die Stärken des Kindes zu betonen und kleine Erfolge zu feiern. Auch Rituale und klare Strukturen geben Sicherheit. Der Austausch mit Gleichaltrigen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann ebenfalls entlastend wirken. Gruppenangebote wie die von Rainbows bieten hier wertvolle Möglichkeiten.

Umgang mit Konflikten zwischen den Eltern

Studien zeigen, dass Kinder aus Familien mit andauernden Konflikten oft größere Schwierigkeiten haben als Kinder, deren Eltern sich friedlich getrennt haben. Ein respektvoller Umgang und klare Kommunikationsregeln sind daher essenziell. Wenn ein Gespräch nicht möglich ist, können Mediatoren helfen, eine gemeinsame Basis zu finden. Marion Weiner betont: „Wie gut es den Eltern geht, beeinflusst direkt das Wohlbefinden der Kinder. Eltern sollten sich deshalb auch um ihre eigene emotionale Stabilität kümmern.“

Stetige Konflikte: Trennen oder nicht? Was ist besser fürs Kind?

Die Entscheidung, ob Eltern sich trennen oder trotz ständiger Konflikte zusammenbleiben sollten, ist komplex und individuell. Studien zeigen jedoch, dass ständige Konflikte innerhalb der Familie für Kinder oft belastender sind als eine gut geregelte Trennung. Ein respektvoller Umgang nach der Trennung, bei dem die Bedürfnisse des Kindes im Fokus stehen, kann die negativen Auswirkungen minimieren.

Wichtig ist, dass die Eltern reflektieren, ob ein harmonisches Miteinander zum Wohl des Kindes überhaupt noch möglich ist. Wenn der Streit überwiegt und das Kind ständig zwischen den Fronten steht, kann eine Trennung in vielen Fällen die bessere Lösung sein. Ein friedliches Zusammenleben der Eltern nach der Trennung, sei es durch Co-Parenting oder klare Regelungen, ermöglicht es dem Kind, beide Elternteile zu lieben, ohne sich schuldig zu fühlen.

'Du bist nicht allein'

Eine Trennung oder ein Verlust ist für Kinder eine große Herausforderung. Doch mit der richtigen Unterstützung können sie gestärkt daraus hervorgehen. Wichtig ist, dass du als Elternteil oder Bezugsperson immer wieder signalisierst: „Ich bin für dich da. Du bist nicht allein.“

Mit Einfühlungsvermögen, Geduld und den richtigen Strategien kann es gelingen, den Kindern das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zurückzugeben. So legst du den Grundstein für ihre Resilienz und ihr Wohlbefinden – auch in schwierigen Zeiten.

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